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Reise nach Prishtina

Endlich Kosova. Eine neue autobahnartige Straße und fünf Kilometer Tunnel – etwa vor einem Jahr eingeweiht – haben die Reisezeit von Tirana über das Gebirge nach Prishtina fast halbiert. Nach dem Schönling Prizren mit Fluss und Brücken, mit türkischer Altstadt und Festung über der Stadt sind die Hochhäuser und Blocks der kosovorischen Hauptstadt ein mittlerer Schock. Immerhin ist das Zentrum für Autos tabu. Und die Einwohner sind trotz KFOR, UN, NATO und EULEX immer noch freundlich zu fast jedem Besucher.

 

 

Das Nationaltheater am Ende der Fußgängerzone duckt sich unter dem halb fertigen Neubau eines Hotels. Der künstlerische Leiter Jeton Neziraj versucht einen lokalen Scherz: „Sie haben ein altes Hotel abgerissen und bauen ein noch älteres.“ Theater gibt es am Wochenende nicht. Am Wochenende wird geheiratet, oder man vergnügt sich anderweitig. Es ist Eurovision Song Contest. Für Kosova ist niemand am Start. Neben nahezu jeder kosovarischen Fahne hängt eine albanische. Die Albanerin ist im Halbfinale ausgeschieden. Trotzdem sollte man jetzt in Tirana sein: Nach einer Woche Auszählung unter internationaler Beobachtung hat dort eben der sozialistische Bürgermeister sein Amt verteidigt. Mit zehn (!) Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer von der Regierungspartei. Parallel dazu kämpft der italienische ESC-Beitrag um einen vorderen Platz. Das hebt die Stimmung in den Bars von Tirana. Ja, wir sind in Prishtina, auch gut. Die Kosovaren wollen eine Vereinigung. Die Albaner sind skeptisch.

Auch das Teatri Oda spielt am Wochenende nicht. Das einzige aktive freie Theater ist seit acht Jahren Mieter einer alten Kegelbahn, die nach dem Krieg zunächst Möbelhaus und danach Disco war. Am seitlichen Eingang eines riesigen Kultur- und Sportzentrums. Weit größer als der olympische Skenderija-Komplex in Sarajevo. Das aktuelle Stück spielt am Nordpol. Titel: „Drei Fette Deutsche“.

Im Kunstzentrum „Stacion“ wird eine Konferenz vorbereitet. Politik in der Kunst. Die Künstler sind alle im „Tingeltangel“. Von den „normalen“ Leuten kennt das keiner. Aber man findet es. Weil wir zu den normalen Öffnungszeiten nicht können, führen uns zwei Maler zu ihrer Galerie. Dort hängt ein Austauschprojekt aus Belgrad. Fotos von drei jungen Kosovaren und drei jungen SerbInnen. Interieurs und Lebensweisen. Uni und Alltag. Und Liebe.

Am Abreisetag ist es heiß. Der Busbahnhof am Rande der Stadt ist schnell erreicht, der freundliche Moloch Prishtina ist kleiner als man denkt. Die letzte Volkszählung war im Jahr 1981. Keiner weiß genau wie viele Menschen hier wohnen.
Busse nach Montenegro, nach Mazedonien, nach Italien und Deutschland. Auch ein paar nach Albanien. Und nach Belgrad.

 

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