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Selbstbeschreibung

 Theater

Das später so genannte „Theater FRONT“ gründete sich 1984 als „Theater am Jugendklubhaus Walter Barth“, einem vergleichsweise offenem (Kultur)Ort im traditionell etwas liberaleren Leipzig. Die erste Inszenierung der Gruppe, „Picknick im Felde“ (ein pazifistisch zu interpretierender Klassiker des Absurden Theaters von Fernando Arrabal) musste nach fünf Vorstellungen abgesetzt werden, weil sie nach Begutachtung durch eine Einstufungskommission die damals notwendige Aufführungserlaubnis nicht erhielt. Der Nachfolger „Nicht träumen verboten“ (eine Stückentwicklung nach Raimond Queneaus „Stilübungen“) war in ihrer Anlage etwas weniger offensichtlich politisch und konnte – nach geglückter Einstufung – an mehreren Orten in Leipzig gezeigt werden. Bekannt(er) und erfolgreich(er) wurde die Gruppe durch eine Adaption von Turrinis „Rozznjogd“, die in den zwei Jahren vor der politischen Wende mit mehr als 40 Aufführungen durch das Gebiet der gesamten DDR tourte. Im Oktober 1989 kam mit „inTakt“ eine Stückentwicklung über das Leben im Endstadium der DDR zur Premiere, eine hoch politische, polarisierende Aufführung, die nach der Grenzöffnung unter anderem in Hannover und Nürnberg gezeigt wurde.
Bis 2007 entstanden in unterschiedlichsten Konstellationen weitere 24 Theaterarbeiten. Unter anderem eine Version von Heiner Müllers „Bildbeschreibung“ (1996, eine Art erstes großes Gipfeltreffen der Leipziger Freien Theaterszene), „4 Compilation“ (2000, mit 4 Aufführungen an einem Abend zur Wiedereröffnung der Leipziger Kulturfabrik Werk 2 nach zweijähriger Renovierung), „Houellebecq Schwanz Denken“ (2000, eine Co-Produktion mit Theater Mahagoni aus Hildesheim als Deutsche Erstaufführung des Romans „Elementarteilchen“), das international besetzte „In Concert“ (2001) oder die Erstaufführung des Romans „Adler und Engel“ von Juli Zeh (2005 als Co-Produktion mit dem Göttinger Theater M21).
Mit der Ausdehnung des Festivals „Off Europa“ auf Dresden im Jahr 2008 endete die Theaterarbeit innerhalb der Theatervereinigung.

 Verein

Zur Absicherung seiner Arbeit gründete das Theater im Jahr 1990 die „Theatervereinigung FRONT e.V.“. Im Oktober 1991 nahm am damaligen Sitz des Vereines, im „Haus Steinstraße“, das „Büro für Off-Theater“ seine Arbeit auf. Das Büro koordinierte zunächst vor allem die Theaterarbeit des Vereins und trat im Haus Steinstraße und ab 1995 an der Kulturfabrik Werk 2 als Veranstalter in Erscheinung.

 

  Festival(s)

Im April 1992 kam es zur ersten Ausgabe des Festivals MANöVER. Gedacht als Impulsgeber für die lokale Theaterszene, und weil in Leipzig nur selten Theatergastspiele zu erleben waren, veranstaltete das „Büro für Off-Theater“ in der Leipziger „naTo“ ein beispielhaftes Treffen freier Theatertruppen aus mehreren europäischen Ländern. Im Ergebnis dieses ersten Festivalversuches bekam das „Büro für Off-Theater“ im Jahr darauf den Auftrag, im Rahmen der Feierlichkeiten zu 300 Jahren Leipziger Oper, 250 Jahren Gewandhausorchester und 150 Jahren Musikhochschule ein großes Sommerfestival des Freien Theaters zu organisieren. Zwischen 1994 und 2005 war MANöVER im Wechsel mit einer deutschen Ausgabe bzw. einen internationalen Fokus beschäftigt. Das erste Land, dem eine intensive Sichtung galt, war im Jahr 1995 Slowenien; mittlerweile gab es 18 Jahrgänge, die einzelnen Ländern gewidmet waren. 
Seit 2008 findet Off Europa, wie sich das Festival seit 2006 nennt, parallel in Dresden und seit 2018 auch in Chemnitz statt.
Bedingt durch die Pandemie gab es in den Jahren 2021 und 2022 keinen speziellen Länderfokus.
Im Jahr 2023 ist nach 2004 wieder einmal ein Jahrgang geplant, der sich unter dem Titel „Heimat Landschafen“ mit Darstellender Kunst in Deutschland beschäftigen wird.
2024 wird Off Europa „Schöne Neue Welt“ heißen und sich der Zukunft widmen. Mit Theaterarbeiten zu Hoffnung und Dystopie, zu Krisen und Katastrophen, Utopien und Umweltzerstörung.