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Geißler & Gäste: Rollen wie Speiche (2007)

Premiere in Leipzig, LOFFT, 16. November 2007

© Matthias Huber / LOFFT

Der Radsportler Wolfgang Lötzsch erhielt im Jahr 1995 das Bundesverdienstkreuz. Anlässlich der Verleihung sagte der damalige Chemnitzer Bürgermeister, dass Wolfgang Lötzsch in Chemnitz immer Arbeit haben werde. Und jetzt bitte keine Häme: Kurz darauf wurde seine ABM-Stelle nicht verlängert.
Klar, das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun. Ein Oberbürgermeister, eine Stadtverwaltung kann der „Bundesanstalt für Arbeit“ keine Empfehlungen oder gar Anweisungen geben. So ist das, so ist die Struktur. So ist das System. Gleichwohl ist genau dies die übliche Erklärung aller Mitläufer dieser Welt.
Wie nämlich verhält sich der Einzelne? Was zum Beispiel wäre geschehen, wenn Gustav Adolf Schur sich genauso vehement für Wolfgang Lötzsch eingesetzt hätte wie der Trainer Werner Marschner oder der Funktionär Wolfgang Schoppe? Womöglich wäre Wolfgang Lötzsch Olympiasieger geworden. Oder zugespitzt: Wäre die DDR genauso zum Scheitern verurteilt gewesen, wenn deren Funktionsträger nicht so Menschen verachtend versucht hätten, ihre Mitmenschen zum „Glück“ zu bekehren? Es hätte kein Ministerium für Staatssicherheit gegeben, oder es wäre bedeutungslos gewesen. Wolf Biermann müsste heute nicht Ehrenbürger von Berlin sein. Lutz Bertram würde noch hinter einem Mikrophon sitzen; er wäre vielleicht nicht einmal erblindet. Es gäbe weniger Erniedrigte und Beleidigte. Weniger Opfer und weniger Täter. Ja, das wär‘ was.

Zu ROLLEN wie SPEICHE: Wir denken laut nach. Berichten, erfinden und übertreiben. In diesem Sinne warnen wir vor uns selbst. Wir sind immer subjektiv und manchmal oberflächlich, mal zu ernst, mal zu lustig. Wir urteilen aus sicherem Abstand – und/aber/doch von Gestern sind wir auch.
Im Berliner Ballhaus Ost stand bei einer Hausinszenierung vor kurzen vor dem Namen des Regisseurs nicht „Regie:“, sondern „Schuld:“. Das passt zu LÖTZSCH – wie wir das Stück immer nennen. Man ist verantwortlich für das, was man tut. Was immer Einen dazu bewegt. An Mitmachen und Hinnehmen, Handeln und Unterlassen.
Im günstigsten Fall ergibt sich ein Moment, den der Journalist Alexander Osang beschreibt als er über die Stasiverstrickungen innerhalb der Band Pankow reflektiert: „Vielleicht ist eine neue Platte wichtiger als eine alte Akte“. 

Presse
Mit Radio- und Fernsehaufnahmen vom Zeitgeschehen und detailverliebter Ausstattung entsteht ein kunstvoll komponiertes Gespräch der DDR mit sich selbst. (…) Geißler und Gäste haben die Wut sublimiert, mit herrlich minimalistischer Darstellung und Lust an abstrakten Spielereien ein leises, vielschichtiges, ästhetisch fein ziseliertes Werk geschaffen.
Stefanie Möller in der Leipziger Volkszeitung

Es fahren Paul Blaudschun, Knut Geißler
Es fährt nicht Werner Hennrich

Recherche + Bildführung Thomas Achtner
Lichtdesign Heinze Baumann

Recherche, Text, Ausstattung, Inszenierung Knut Geißler

Koproduktion mit LOFFT.Leipzig und weltecho, Chemnitz
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig und dem Fonds Darstellende Künste, Bonn
Unterstützt von „Rückenwind“ – Der Fahrradladen, 04229 Leipzig, Schnorrstraße 23

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Künstlerischer Leiter: Knut Geißler

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