Premiere in Göttingen, Theater Discounter, 8. April 2004

Yvonne Catterfeld, Howard Carpendale, Dieter Bohlen sind die Aushängeschilder der deutschen Popszene. Auch Frankie der Morgenmänn versüßt uns jeden Morgen im Radio das Leben. Oder wie diese Typen sich halt alle so nennen.
Kann man trotzdem in diesem Land leben? Ist dieses Deutschland wirklich so unerträglich, dass man zwanghaft Bücher von Maxim Biller lesen müsste? Reicht zu Schelte und Selbstbespiegelung auch ein kleiner Willemsen? Oder versucht man es mit Einfühlung und Liebe wie der frühe Alexander Osang? Ist der eigentlich aus dem Osten?
Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen. So sagt man in manchen Landstrichen, wenn man etwas vergessen hat. Wenn man also vergessen hat, wie Deutschland ist, muss man es suchen, muss man ihm eventuell sogar hinterherlaufen. So wie das Team auf der Bühne es tut. Mal gefährlich auf Autobahnen mit und ohne Raser, mal gemütlicher durch von Füchsen überbevölkerte bayrische Wälder, meist aber doch mit viel Tempo… durch enge Berliner Küchen, durch Hotelflure, über Bordellsitzecken, durch Supermärkte – bis hinter die polnische Grenze. Obwohl nach dem letzten Hochwasser „… bestimmt Wasser ins Benzin gelaufen ist. Bei denen da“.
Es sind die vielen nebeneinander existierenden kleinen Welten, die unsere Gesellschaft prägen. Nach Motiven u. a. von Alexander Osang und Roger Willemsen, der in seinen „Deutschlandreisen“ ein mentales Polaroid dieser Nation lieferte und so etwas wie „Normalität“ fand, gibt es in rasanten 90 Minuten 50 Momente und Begegnungen, minidramatische Ereignisse und Statements, gilt es Aufgaben wie die Stadt Hildesheim gut zu finden oder „Tanz den Roger“ zu bewältigen.
Presse
Warum sieht man die sichersten Abbildungen dieser Gesellschaft und die interessantesten theatralischen Umsetzungen immer in den abgelegensten Theatern? (…) Dieses Stück gehört in die Innenstädte, an das große Laufpublikum, das nur bereit sein muss, zuzusehen und zuzuhören, zu staunen und zu lachen – und das Lachen auch mal im Halse stecken zu lassen. Hannoversche Allgemeine
Reisende Susanne Martin, Aza Thelanderson, Jan Exner, Martin Thamm
Dramaturgie Knut Geißler
Inszenierung Joachim von Burchard
Produktion von Theater M21, Göttingen und Büro für Off-Theater, Leipzig Unterstützt von Theaterhaus Hildesheim und LOFFT, Leipzig