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MANöVER 99: România Contemporană

Leipzig, 10. - 13. Oktober 1999

Zeitgenössisches Rumänien

  Neugier ist der wesentliche Antrieb dieses kleinen Festival-MANöVERs. Gier nach Neuem und Unbekanntem. Suchen als Abenteuer.
Große Festivals suchen auch, aber anders. Zielgruppen orientiert und vermarktbar. Der Festivalzirkus schiebt Woche für Woche, Jahr für Jahr eine Handvoll Markenartikel und nicht wenig namhaften Schrott durch europäische Städte. Inszenierungen, die vor ihrer Premiere bereits an 30 Orten gebucht sind.

  Rumänien ist in diesem Zusammenhang selten präsent. Zumindest war das Land mit einer Inszenierung von Alexandru Dabija in diesem Jahr vertreten bei „Theater der Welt“ in Berlin. Und Silviu Purcãrete soll im November zur Leipziger „euro-scene“ kommen. An Purcãretes Theater nach Craiova allerdings hat uns kein Hinweis getrieben. Auch nach Cluj nicht, nach Timisoara nicht und nicht nach Iasi. (Was nichts bedeuten muss – das Land ist groß.)

  In Rumänien dominiert das gute alte Sprechtheater. Zumal in Bukarest. Das mag lokal interessant sein, auch unterhaltsam – für eine Präsentation im Ausland reicht die theatrale Substanz der Inszenierungen nicht aus. Und Viktor Skoradet von UNITER, dem Theater- verband, beklagt folgerichtig im Interview: „Der Vlad Mugur ist jetzt 72 und meiner Ansicht nach vielleicht der jüngste rumänische Regisseur, was die Inszenierungen anbelangt (…)“.

  Interessanterweise war es kein zwanzigjähriger, sondern ein siebzigjähriger, der die Publikums-beschimpfung gemacht hat. (…) Das ist meine Hoffnung: dadurch, dass das System des Stadttheaters nicht alle Absolventen aufnehmen kann, sie gezwungen sind, endlich eine alternative, ein freie Szene zu gründen. Das ist ihre Chance. Aber gefördert werden sie nicht.“
Wer in Rumänien frei arbeitet, arbeitet wirklich frei von Geld. Am Theater bekommt man wenigstens 200 Dollar. Und hat den gesamten Apparat. Aber was bedeutet das schon. Der Regisseur von „Hruba cu Stele“ Theodor Smeu Stermin beschreibt das so: 

„Wir leben nicht in einer Übergangsgesellschaft, sondern in einer peinlichen und gemeinen Armut und wir müssen etwas von zu Hause mitbringen, um Theater zu machen.“

  MANöVER kann eine rumänische Moderne nicht erfinden oder simulieren. Die Arbeiten, die in Leipzig vorgestellt werden, sind zumindest repräsentativ für den Versuch, Stillstand zu überwinden. TAM Sfîntu Gheorghe und Teatrul Ariel Târgu Mureş stehen für experimentierfreudiges Stadtheater. DCM ist eine starke Initiative, die in den nächsten Jahren sicher auch ausserhalb Rumäniens Wirkung zeigen wird. Vava Stefãnescu präsentierte „Despre tine” immerhin bereits am Londoner Place. Noch einmal Viktor Skoradet: „Ich bin einigermaßen optimistisch, weil es endlich 3, 4, vielleicht 5 junge Regisseure gibt, die nicht mehr den Purcãrete nachahmen, die Buzuianu, den Mihai Manutiu und so, das ist schon ganz neu in unserer Theaterlandschaft.“
  aus dem Vorwort des Programmheftes

Aufführungen
Eduard Gabia: 5 minutes of my life
Mihai Mihalcea: You come to see my solo and you ‘ll get an extra burger
Cosmin Manolescu: dansX
Vava Ştefănescu: Despre tine
Horatiu Mihaiu + Teatrul Ariel, Târgu Mureş: STEPS
Theodor Smeu Stermin + Teatrul Andrei Muresanu, Sfîntu Gheorghe: Hruba cu Stele
Cosmin Manolescu + Mihai Mihalcea: animalom

Workshop Vava Stefãnescu
videoMANöVER

Filme
Gadjo Dilo – Geliebter Fremder
Train de vie – Zug des Lebens
Balanta – Baum der Hoffnung
Nach dem Beben – Mai presus de orice
Thalassa – Rückkehr zum Meer (Acolo unde ochii dor)
Videogramme einer Revolution

Konzert
The TRANSSYLVANIANS

Presse
Die Stücke müssen sinnlich erfahrbar sein, das ist das wichtigste für fremdsprachiges Theater. MANöVER sucht außerdem immer nach Performance-Einflüssen – nichts, was leblos ist oder einfach Texte abbildet.
Durch die intensive Recherche vor Ort ist ein repräsentativer Querschnitt gelungen. Die rumänischen Künstler haben mir gesagt, dass sie das Programm für aussagekräftig halten.
Spannend an Osteuropa ist, dass sich dort zwangsläufig noch so viel bewegt, obwohl es oft nach Stillstand aussieht.
 Leipziger Volkszeitung, Interview mit Knut Geißler

Anspruchsvolles, zeitgenössisches und experimentelles Theater hier wie da. Den Unterschied machen die Gastspielkosten, die hinter den Produktionen stehen. Da hat die „euro-scene“ um eine Null Vorsprung.
Knut Geißler vom Büro für Off-Theater kann nur aus der Not eine Tugend machen, nach einem kleinen, feinen Programm Ausschau halten, und vor Ort kräftig die Preise drücken. Ohnehin gibt sich das MANöVER in der Selbstverpflichtung zum Außerordentlichen etwas gelassener, versteht sich viel mehr als Feldforschung. Die Gefahr für den Zuschauer, nicht auf seine Kosten zu kommen, ist dementsprechend größer. Freilich auch die Chance, etwas wirklich Eigenwilliges und gelegentlich auch Rotzigeres sehen zu können.
 Stefan Kanis, KREUZER – Leipziger Illustrierte

 

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