Leipzig, Juni / Juli 2006
MANöVER ist tot. Es lebe Off Europa.
Das 1992 gegründete und zuletzt immer einzelne Länder in den Mittelpunkt stellende Festival MANöVER muss sich neu erfinden. Mit weniger Geld. Und als Versuch in einer Zeit wo Theater sonst kaum eine Rolle spielt: Im Sommer.
Und weil in diesem Sommer 2006 in Deutschland alles von Fußball überlagert sein wird muss das Festival aufs Ganze gehen; als Mutanfall mit neuem Namen – und parallel zur Fußballweltmeisterschaft.
Das wenig Bekannte und deshalb immer wieder sehr Interessante, auch das Europa der Ränder, das „Off Europa“, findet sich also nicht nur bei der Fußballweltmeisterschaft ein, es wird sich auch im begleitenden Theaterprogramm widerspiegeln.
Ein Theaterfestival – zumal ein sehr kleines – kann ein Ereignis wie eine Fußballweltmeister-schaft nicht einfach ignorieren. Wenn wir in den Tagen der WM trotzdem Theater anbieten, begeben wir uns in die Gefahr, sehr wenig, oder gar keine Zuschauer zu haben.
Aber wir tun es trotzdem, weil wir eine Art Kontextprogramm bieten wollen, nach und vor den Spielen, mit Künstlern aus Gegenden, die sonst im öffentlichen Bewusstsein wenig bis gar nicht vorkommen – vor allem aber weil das Theater, das wir präsentieren auf andere Art aufregend ist als der Zuschauersport Fußball, weil es anders herausfordert, weil es nicht nur Mitfühlen und Mitleiden, sondern auch Mitdenken lässt. aus dem Vorwort des Programmzettels
Aufführungen
Changpa Theater, Seoul: Hamlet
Tom Wolter, Mario Pinkowski, Simon van Parys & theatrale, Halle: Sitzende Männer
Plavo pozorište, Belgrad: Dialectics Of Soul – Study Of Freedom
Diana Wesser, Leipzig & Contact Photo Company, Ventejo: Nach Süden, nach Süden
Musik
blue theatre musical department, Belgrad Concert of Decade(nce)
Presse
Wer das theatral Gestische als eine Kraft akzeptiert, die den Worten an ihren Grund geht, der vermag durchaus Gefallen finden an dieser radikal reduzierten Art des Theaters. (…) Nein, man muss dem perpetuierend anschwellenden Geräusch einfach nur zuschauen (was angesichts der Energieleistungen der Darsteller wirklich lohnend ist), ihm zuhören, um sich dann den Gedanken zu erlauben, dass Wahnsinn und Gesellschaft zwei eng verzahnte Begriffe sind. Jürgen Otten in der Leipziger Volkszeitung über „Hamlet“
Es will so sein (…) anstrengend, enervierend, insistierend. Laut. Verschroben. Unverständlich. Enigmatisch. Anspielungsreich. Unangenehm. (…) Aber nicht einfach so, als Reaktion auf die Provokation. Das, was geschieht, geschieht mit gutem Grund. Denn wer zwar nicht die Welt, doch sich selbst verändern will, wer wissen will, wo Gott wohnt, wie er aussieht, was er tut und warum, der muss an die Grenzen gehen, und seien es die der Vernunft, des Verstandes, der Seele, des Körpers. Jürgen Otten in der Leipziger Volkszeitung über „Dialectics Of Soul – Study Of Freedom“