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Rummelplatz

frei nach dem Roman von Werner Bräunig

Rummelplatz, der 2007 postum erschienene und mehrfach preisgekrönte Roman des früh verstorbenen Hallenser Schriftstellers Werner Bräunig, handelt von jungen Menschen, die nach dem Zusammenbruch Nazideutschlands am Ende des Zweiten Weltkrieges ein neues Leben suchen. Im Zentrum steht die erzgebirgische Wismut AG, jener von Legenden umwobene Bergbaubetrieb, der um 1950 etwa 200.000 Menschen beschäftigte – und der Sowjetunion 60 Prozent ihres Uranbedarfs sicherte. In einem fiktiven Ort, irgendwo bei Johanngeorgenstadt, wo auch Bräunig einige Zeit als Kumpel gearbeitet hatte, treffen sie aufeinander, Kriegsheimkehrer und Glücksritter, Aufsässige und Idealisten, erfahrene deutsche Bergleute und die mächtige sowjetische Schachtleitung. Der Professorensohn Christian Kleinschmidt, der vor seinem Studium zur „Bewährung“ in die Produktion muss, der kaum zu bändigende, unangepasste Peter Loose, Nickel, ein überzeugter Funktionär, Ruth Fischer, die junge Aktivistin.

Harte Arbeit und Mangelwirtschaft, Irrwege, Rückschläge, Klaustrophobie und Gewalt, Alkohol, Prostitution, das allgegenwärtige Regime der sowjetischen Besatzung – der in der SED-Parteizeitung »Neues Deutschland« im Oktober 1965 in Auszügen vorveröffentlichte Roman war so lebensnah-realistisch, dass er schnell unter den Beschuss der Parteiführung geriet und letztlich nicht gedruckt wurde. Bräunig, damals Leiter eines Proseminars am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, musste „Selbstkritik“ üben und trank sich wenige Jahre nach dem Verbot in einer Hallenser Neubauwohnung zu Tode.

Das Chemnitzer Fritz Theater entwickelte eine Fassung, die sich – textlich stark verdichtet – auf die Hoffnung der Figuren auf eine bessere Zukunft konzentriert. Die von der Notwendigkeit erzählt, dem heimatlichen Boden Rohstoffe abzuringen, einhergehend mit einer rücksichtslosen Zerstörung der natürlichen Umwelt. Und sie entdeckt in Bräunigs Zugriff auf ein vermeintliches Männerthema Momente von Gleichberechtigung und weiblicher Emanzipation.

 Es spielen Silvia Klemm (Erzählerin / Polotnikow / Heidewitzka), Benjamin Mährlein (Christian Kleinschmidt), Marvin Reich (Peter Loose), Alica Weirauch (Ingrid / Ruth Fischer), Hardy Hoosman (Obersteiger Hermann Fischer / Betriebsleiter Kautsky), Christian Fankhänel (Nickel), Thomas Weidauer (Emmes / Dr. Jungandreas), Lena Franzkowiak (Mädchen / Mutter), Lena Schulze (Mädchen)

Dramaturgie Isabelle Weh
Sound-Installationen Ulrich Halfter
Video Michael Chlebusch
Kostüme Alica Weirauch + Franziska Felber

Bühne + Regie Hardy Hoosman

Aufführung in deutscher Sprache
Dauer etwa 75 Minuten

www.fritz-theater.de

LEIPZIG

Samstag,  20. Mai 2023,  20 Uhr

  Theater der Jungen Welt Lindenauer Markt 21 (0341) 486 60 16  www.tdjw.de 

Zeitfenster der Veranstaltung (1)

Samstag, 20. Mai
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Leipzig // Theater der Jungen Welt
Leipzig // Theater der Jungen Welt