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Türkei urban: Interview für den Leipziger Kreuzer

Antworten auf Fragen von Torben Ibs an Knut Geißler im Zusammenhang mit einem Artikel im Septemberheft des Leipziger Kreuzer…

 

Stanica by Knut Geißler

 

Was treibt dich an, jedes Jahr durch entlegene Regionen zu ziehen, um Theater zu schauen?
Knut Geißler: So entlegen ist das ja meistens gar nicht. Mir geht es darum eine Balance zu finden, nicht nur für das Festival, auch für mich selbst. Natürlich trieb mich die Neugier nach Albanien, in das Kosovo oder vor zehn Jahren nach Serbien. Aber ebenso möchte ich das wenig bekannte Naheliegende entdecken wie demnächst die Slowakei oder vor zwei Jahren die Tschechische Republik. Damals hatte ich im Programmheft geschrieben dass es bei wirklichem Interesse an darstellender Kunst nicht immer Berlin sein muss. Großartiges Theater, jede Menge guten Tanz findet man praktisch um die Ecke auch in Prag.
Abgesehen davon macht es Spaß, einmal im Jahr eine Art theatrales National-Team präsentieren zu können.

Was war dein skurrilstes Erlebnis, deine seltsamste Performance, der ungewöhnlichste Ort?
Knut Geißler: Einer der schönsten Momente war 1999 als die Techniker eines rumänischen Stadttheaters auf dem Gelände von KAOS in Lindenau in zwei Tagen eine Art Arche gebaut haben. Jeden Nagel, jedes Stück Draht hatten die dabei. Bei der dritten Aufführung waren so viele Zuschauer an Bord, dass die schwimmende Bühne beinahe untergegangen wäre. Gefunden hatten wir die Inszenierung in einem früheren Ceauşescu-Refugium am Rande der Ostkarpaten wo Zimmermädchen und Köche für den Regierungschef permanent in Bereitschaft waren, er aber der Legende zu Folge niemals dort auftauchte.

Welches Land, das jetzt nicht in den klassischen Rahmen fällt, würdest du gerne mal besuchen und zu „Off Europa“ holen?
Knut Geißler: Ich will nicht so weit gehen zu behaupten dass mir das Land egal ist. Aber ich mag vor allem den Vorgang der Tiefenforschung. Bei fast „null“ anzufangen und dann Schritt für Schritt Leute, Orte, Rahmenbedingungen, Inszenierungen kennenzulernen. Europa muss ich dabei nicht verlassen. Da warten noch Länder wie die Ukraine oder Weißrussland. Aber solch eine Recherche riecht nach anderthalb bis zwei Jahren. Und die habe ich – allein, mit stark begrenztem Budget – eigentlich nicht.

Was für ein Theater gefällt dir in Deutschland?
Knut Geißler: Es gab ja in einundzwanzig Jahren MANöVER / Off Europa immerhin fünf deutsche Ausgaben. Und da erschienen Künstler wie Stefan Pucher, Albrecht Hirche, Sebastian Hartmann oder „She She Pop“ Jahre bevor sie richtig bekannt wurden. Im Moment fehlt mir für Theater aus Deutschland jegliche Leidenschaft. Das Festival hat ja nicht ohne Grund seinen Namen geändert. Mich interessiert nicht was man überall kriegen kann, sondern das, was man findet wenn man sucht. Im Off, am Rand. Und ich weiß nicht, ob es in Deutschland so etwas Kraftvolles gibt wie Belgrads „Plavo pozorište“, etwas schräg Verspieltes wie Handa Gote aus Prag oder um auf dieses Jahr zu kommen so etwas Intensives wie Çağlar Yiğitoğulları oder „oyun deposu“ aus Istanbul.

Wenn du nicht gerade Festivals planst, was sind deine Hobbys und Betätigungen?
Knut Geißler: Ich plane immer Festivals. Scheint Arbeit, Leben und Hobby zu sein. Aber nein. Ich würde gern auch wieder inszenieren. Wieder mal nach Bosnien fahren. Und mit einem Kajak auf rumänischen Flüssen.

Mit welcher Theatergruppe warst du damals mit dem Stück „Rattenjagd“ auf Tour?
Knut Geißler: Das war in einem anderen Land. Lassen wir sie ruhen, die abgespielten Theaterstücke.

Die Fragen stellte Kreuzer-Autor Torben Ibs im August 2012

 

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