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Zu Gast bei der Sofia Dance Week

Interview mit Knut Geißler für die bulgarische Webseite dramaturgynew.net, einer Plattform für Kritik und Theorie der darstellenden Künste, anlässlich der „Sofia Dance Week“ im Oktober 2013

 

Sofia Dance Week – Promotion Photo

 

Können Sie sich kurz vorstellen?
Knut Geißler: Off Europa, das Festival für das ich arbeite, ist in jedem Jahr einem anderen Land gewidmet. Im Herbst 2014 ist ein Blick auf die zeitgenössische darstellende Kunst Bulgariens geplant.

Wie viele und welche Aufführungen werden Sie einladen?
Knut Geißler: Wir werden fünf oder sechs Tage Programm haben, und so vielleicht sieben oder acht Aufführungen einladen. Aber nicht nur Tanz. Wie in jedem Jahr werden wir versuchen, ein ausbalanciertes Programm mit Beispielen von hoher Qualität aus der gesamten Landschaft zeitgenössischer darstellender Kunst eines Landes zu präsentieren. Kurz nach Beginn unserer Recherchen ist es noch zu früh zu wissen, was passieren wird. Aber egal: Etliche bulgarische Künstler werden die Möglichkeit haben, ihre Arbeit(en) im Ausland zu zeigen und Publikum in zwei deutschen Städten wird einen Eindruck von zeitgenössischem Theater aus Bulgarien bekommen können. Beides ist einfach wichtig.

Wie würden Sie das Programm der bulgarischen Plattform auf der Sofia Dance Week einschätzen? Haben Sie etwas gesehen, was Sie beeindruckt hat?
Knut Geißler: Natürlich war das Programm eine ausgezeichnete Gelegenheit eine große Breite an Arbeiten sehen zu können. In Verbindung mit dem Präsentationen am zweiten Tag ergab sich ein aussagekräftiges Bild über den zeitgenössischen Tanz in Bulgarien. Für mich am Interessantesten waren die kleineren, eher persönlichen Arbeiten von Iva Sveshtarova und Violeta Vitanova oder Martin Penev. Wobei gerade diese etwas unter den zu großen Aufführungsorten zu leiden hatten.

Sie reisen viel; können Sie einen Vergleich des bulgarischen Tanzes mit dem machen was Sie sonst so sehen?
Knut Geißler: Eine Arbeit wie „Monocrossing” ist von hohem internationalen Standard, dabei aber kaum mehr als bulgarisch zu identifizieren. Während man über so etwas wie „Ballet Arabesque” besser nicht reden sollte. Solche „Kunstausübungen” von irgendwie zusammengecasteten Tänzern gibt es auf der ganzen Welt. Vielleicht fehlte im Programm ein Künstler wie Willy Prager, der sich etwas mehr über Inhalte definiert. Ein Sonderfall ist natürlich Ivo Dimchev, der in der internationalen Performance-Szene schon seit Jahren eine Art Ikone ist. Was für ihn wahrscheinlich eine anhaltende Herausforderung darstellt.

Sie haben Ivo Dimchevs Aufführung auch in Deutschland gesehen, gibt es einen Unterschied in der Rezeption zwischen dort und hier?
Knut Geißler: Ich sah bisher nur „Concerto” und „I-on”. Über „P-Project” hatte ich einiges gelesen aber konnte mir zunächst nur wenig darunter vorstellen. Nun sah ich es in Sofia, und verstand kein einziges Wort. Was immer sehr schön ist – weil man sich auf das Beobachten konzentrieren kann. Natürlich ist das Stück sehr spielerisch, aber ich denke in Westeuropa wirkt es sicher abstrakter. Wie eine Reflektion über, eine Übung von Kunst; eine Art Lehrstunde zu Verführung und Exibitionismus. In Sofia war die Situation etwas anders. Bei allem Abstand nach Jahren im Ausland wirkte Ivo Dimchev so als sei er „zu Hause” angekommen. Und was er tat, und was passierte, war mindestens so attraktiv wie gefährlich: als „einer von ihnen” konnte er auf gute Kooperation mit „normalen” Zuschauern und „Bewunderern” vertrauen – aber die mussten sich vorzeigen – und also messen lassen. Das war in einer solch besonderen Binnenumgebung sicher anders als in einer „normalen” Aufführungssituation irgendwo auf dieser Welt. Weniger abstrakt und damit wahrhaftiger, aber eben auch fragiler. An eine Arbeit wie diese wird man sich sicher lange erinnern.

Die Fragen stellte Albena Tagareva.

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